Progressive Newsletter #40, June, 2002
Romislokus - Vinyl spring, digital autumn
(51:47, Privatpressung, 2002)
Das Verstandnis, was denn nun unter Progressive Rock zu verstehen sei, lasst sich ja dummerweise nicht nur in zwei Satzen erklaren. Doch scheint in anderen Landern durchaus was anderes unter diesem Begriff gemeint, als landlaufig das, was sich so in unserem Heft tummelt. Die Mitglieder von Romislokus aus Russland grundeten ihre Band, um laut eigener Aussage im Feld des "Progressive Rock" zu experimentieren. Dummerweise scheinen sie den Begriff Progressive eher wortwortlich zu verstehen - ihre Musik hat nun keineswegs immer augenscheinlich ihre Wurzeln in den 70ern. Doch in ihrem Rockgrundgerust schimmern immer wieder keineswegs alltagliche Elemente durch, es gibt sogar kleinere fast schon neo-proggige Keyboardsequenzen, zum Grossteil sind ihre Sounds aber meist recht modern, sie orientieren sich ganz grob gesprochen eher an Bands wie Radiohead und Konsorten, bewegen sich auch mal im elektronischen Bereich.
Rhythmisch sind die zehn Titel eher geradlinig gehalten, was zum Teil wahrscheinlich auch daran liegt, dass der Takt aus der Steckdose kommt. Der russische Gesang gibt der Musik einen leicht mystischen Anstrich, durchbrochen von einigen Cello und Violinenparts. Die Gitarre erinnert hier und da an den mehr waveorientierten Klang, den King Crimson in den 80ern bevorzugte, die Keyboards umspielen leicht klassisch angehaucht, den leicht exotisch wirkenden Rock / Soft Rock. Im Verlauf der CD schalen sich zwar immer mehr neo-proggige Anleihen an Gitarren und Keyboards heraus, im Grunde genommen sind dies aber nur Ansatze, da die Band im Gros mehr in bekannten, recht ruhigen Rock Regionen umherwerkelt. Die melancholische russische Seele sorgt dennoch fur einen traurigen, sympathischen Anstrich.
Insgesamt ist aber "Vinyl spring, digital autumn" mehr eine Album aus Kategorie brav und unauffallig, auch wenn der Wille der Band, sich mal an etwas anderen Rockgenres zu versuchen, durchscheint.